Sonja Leitenstern

„Dressur ist Tierquälerei“, „Das sind unnatürliche Bewegungsabläufe“ und „Dressur sollte verboten werden“ sind Sätze, die jeder Reiter oft hört oder liest. Tatsächlich bekommt man beim Ansehen mancher Videos von Turnieren den Eindruck, dass das Reitpferd gequält wirkt und sich unwohl fühlt. Dabei war das eigentlich ursprünglich gar nicht das Ziel der Dressur: Sie sollte dafür da sein, den Körper des Pferdes so zu stärken, dass es den Reiter bis ins hohe Alter ohne Schäden tragen kann. Denn: Das Reitergewicht auf dem Pferderücken hinterlässt ohne korrektes Training Schäden (hierbei ist das Gewicht des Reiters nebensächlich). Die klassische Reitkunst versucht, diesen Schäden entgegenzuwirken durch gezieltes Training bestimmter Muskelgruppen. Dieses Training basiert auf der Anatomie des Pferdes und physikalischen Bewegungsabläufen. Es soll dem Pferd dabei helfen, bis ins hohe Alter gesund und fit zu bleiben und durch das Reitergewicht verursachten Schäden entgegenzuwirken. So sind die Übungen, die mit dem Pferd ausgeführt werden, auf ihrer physikalischen Wirkung und dessen anatomischen Hintergrund basiert, sodass das Pferd an der richtigen Stelle Muskeln ausbilden kann.

Was ist der Unterschied zwischen einem Bodybuilder und einem Langstreckenläufer? Beide haben zumeist einen sehr definierten Körper, doch der Unterschied liegt in den Muskeln. Langstreckenläufer sind zumeist eher drahtig, während Bodybuilder eher breit mit großen Muskelpaketen sind. Aber was hat das mit unseren Pferden zu tun? Ganz einfach: Obwohl die Anatomie eines Pferdes anders als die des Menschen ist, haben Pferde trotzdem genauso wie wir Menschen Muskeln, Sehnen und Knochen. Damit das Pferd das Gewicht des Reiters für viele Jahre ohne Schäden tragen kann, braucht es aber keine Ausdauer für lange Strecken, sondern Muskeln. Diese Muskeln können wir mit bestimmten Übungen trainieren. Und das ist das Ziel der klassischen Reitkunst: auf die Anatomie und physikalische Bewegungsabläufe basierte Übungen, die dem Pferd dabei helfen, Muskeln aufzubauen, die es braucht, um den Reiter schadlos tragen zu können. Auf diese Übungen und auch auf deren Hintergründe möchte ich auf meiner Lernplattform eingehen.

„Und was soll das bringen?“, lese ich oft unter meinen Instagram-Beiträgen zu gewissen Übungen, die ich mit meinen Pferden zeige. „Klassische Reitkunst“ ist tatsächlich ein etwas hochtrabender Begriff, aber der Hintergrund dieser Reitweise ist eigentlich simpel: Sie beinhaltet Übungen, die auf der Anatomie des Pferdes und physikalischen Bewegungsabläufen basiert sind und dem Pferd dabei helfen soll, Muskeln aufzubauen. Diese Muskeln brauchen Reitpferde, denn ein Reitergewicht auf einem nicht bemuskelten Pferderücken richtet Schaden an. Dadurch entstehen unter anderem der gefürchtete Senkrücken sowie Sehnenschäden. Um diesen für das Pferd sehr schmerzhaften Folgen entgegenzuwirken, sind die Lektionen der klassischen Reitkunst darauf ausgerichtet, dem Pferd ein solches Training zu geben, dass es den Reiter bis ins hohe Alter problemlos tragen zu können. Auf diese wichtigen Lektionen und ihre Hintergründe möchte ich auf meiner Lernplattform genauer eingehen.